Akteur*innen der Berliner Literaturszene teilen ihre persönlichen monatlichen Highlights und verraten, auf welche literarischen Veranstaltungen sie sich freuen. Auf Veranstaltungen im Mai und Juni 2024 blickt Menekşe Toprak.
Ausstellung: „Zur Sprache bringen“
Obwohl ich meine Romane und Erzählungen auf Türkisch schreibe, hat mich als Autorin die deutsche Vergangenheit immer wieder sehr beschäftigt, besonders die Verknüpfung der Migration mit dieser Vergangenheit und die Schicksale der Frauen. Schon mit meinem Debütband „Der Brief im Koffer“ (Der Brief im Koffer – stadtsprachen magazin) habe ich mich diesem Thema gewidmet. Daher faszinierte mich auch die Ausstellung „Zur Sprache bringen“ von der Autorin Ulrike Draesner im LCB am Wannsee. Die Schriftstellerin kuratierte diese Ausstellung basierend auf dem 2023 erschienenen Roman „Die Verwandelten“ (Penguin). Draesner beschreibt die systematische Schändung des Körpers durch Vergewaltigungen während des Zweiten Weltkriegs und durch Wahrnehmung der Frau als Gebärmutter in der Lebensborn-Ideologie des Dritten Reichs. Die Ausstellung ist bis 26. Juni 2024 im LCB am Wannsee zu sehen.
»Zur Sprache bringen« – Literarisches Colloquium Berlin : Literarisches Colloquium Berlin (lcb.de)
David Wagner feiert seinen neuen Roman „Verkin“
Der Berliner Autor David Wagner hat mit „Verkin“ einen sehr spannenden Roman über eine armenische Frau aus Istanbul geschrieben, der im August im Rowohlt Verlag veröffentlicht wird. Dessen Premiere wird am 22. August im LCB gefeiert. Schon vorher kann man sich ein Interview mit dem Autor u.a. über das Buch anhören. Das Gespräch habe ich im Rahmen meiner deutsch-türkischen Podcast-Reihe LitVers geführt. Das Interview wird ab 6. August 2024 sowohl in der türkischen Übersetzung als auch auf Deutsch veröffentlicht. Die Podcast-Reihe „LitVers“ ist auf Spotify, Youtube und dem Internetportal www.litvers.com abrufbar.
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Das kurdische Literaturfestival „Hörst du mich?“
„Dengê min tê te? Hörst du mich?“ lautet das Festival für kurdische Exilliteratur im Literaturhaus Berlin. Das Festival begann am 29. Mai um 17 Uhr an und dauert noch bis zum 2. Juni 2024. Das Festival will die Verbindungslinien zwischen Exil, Diaspora und Transnationalismus nachzeichnen. So wurde z.B. der türkisch-kurdischer Autor und Präsident des Internationalen Pen Burhan Sönmez aus England eingeladen, der mit seinen türkischsprachigen Romanen berühmt wurde. Erstmals hat er nun einen Roman auf Kurdisch verfasst, aus dem er im Rahmen des Festivals liest. Es wird nicht nur auf Kurdisch, sondern auch auf Deutsch gelesen. Dasselbe gilt für Fatma Aydemir und Beliban zu Stolberg. Die Lesung der beiden AutorInnen läuft unter der Überschrift: “Fremde Eltern: Dschinns und Zweistromland im Dialog.”
Geboren in der Türkei, kam Menekşe Toprak mit den Eltern mit 9 Jahren nach Deutschland. Das Gymnasium besuchte sie in Ankara, wo sie später an der Fakultät für Politikwissenschaft der Universität Ankara studierte. Seit 2002 arbeitet sie als freie Autorin in Berlin und Istanbul. Sie schreibt Erzählungen und Romane auf Türkisch, liest aber auch gerne auf Deutsch. Ihr Buch „Ağıtın Sonu“ das mit dem renommierten „Duygu-Asena Romanpreis“ ausgezeichnet wurde, erschien unter dem Titel “Die Geschichte von der Frau, den Männern und den verlorenen Märchen” beim Berliner Orlanda Verlag. Ihr Roman „Arı Fısıltıları (Das Wispern der Bienen)“ wurde 2020 mit dem Literaturpreis der Universität Ankara ausgezeichnet. Sie erhielt 2021 das Arbeitsstipendium der Berliner Senatsverwaltung Kultur und Europa für Literatur in nichtdeutscher Sprache für ihr Romanprojekt Dejavu (Déjà-vu). Der Roman wurde 2022 in Istanbul veröffentlicht. Sie ist auch die Übersetzerin der Novellen von Annemarie Schwarzenbach ins Türkische.